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Wie geflüchtete Jugendliche in Berlin ankommen

Wie geflüchtete Jugendliche in Berlin ankommen

Wie geflüchtete Jugendliche in Berlin ankommen

Michelle ist nach ihrem dualen Studium in Baden-Württemberg nach Berlin gekommen. Bei uns hat sie in der Jugendhilfe gestartet und ist dann sehr spontan in unser Flüchtlingsprojekt eingestiegen.

Im November trifft Michelle mit einem Kollegen zwei unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Köpenick. Es sind zwei Jugendliche, die sich in einer Erstaufnahmeeinrichtung kennengelernt und angefreundet haben. Der eine ist Syrer und damit Kriegsflüchtling. Zu Hause gibt es oft kein Wasser, keinen Strom und keine Zukunft. Der andere ist ein Palästinenser, der als Staatenloser im Libanon gelebt hat. Dort ist er bedroht von Armut, kann nicht zur Schule gehen und hat keine Rechte.

Ihre echten Namen nicht zu nennen gehört zum Jugendschutz. Außerdem gefällt mir der Gedanke, sie Sebastian (Syrien) und Markus (Palästina) zu nennen, um mal eine Flüchtlingsgeschichte mit deutschen Namen zu erzählen. Wie wäre das, wenn wir fliehen müssten? Sebastian spricht gut Englisch für einen 17-jährigen, er hat die Grundlagen im Unterricht gelernt. Markus hat dazu keine Gelegenheit gehabt. Untereinander sprechen sie arabisch.

Sebastian‘s Fluchtroute führte nach seinen Angaben durch Weißrussland. Dort wurde er mehrfach von der Polizei festgenommen, verhört und gefoltert. Durch brutale Methoden versucht Weißrussland Flüchtlinge abzuschrecken. Markus’ Route verlief durch die Türkei. Beide haben ihre Familien hinter sich gelassen. Für Kleinkinder, Alte oder Pflegebedürftige ist die Flucht zu anstrengend und außerdem sind die Schlepper zu teuer. Unterwegs hat Sebastian 14 Tage Fußmarsch hinter sich gebracht, er hat in Wäldern geschlafen und gehungert. Beide haben es nach Berlin geschafft. In einer Einrichtung für Flüchtlinge der Organisation JoNa kommen sie erstmal unter.

Michelle‘s Team hat inzwischen für die beiden eine Wohnung organisiert. Sie sind Sozialarbeiter*innen, aber die Geflüchteten vermissen die Eltern und Freunde. Es ist schwierig, sich kennenzulernen, Vertrauen aufzubauen und gleichzeitig diese Grenzen zu ziehen, aber durch viele Gespräche wurde ein Weg gefunden, den Sebastian und Markus akzeptieren können. Sie sind natürlich oft einsam, anfangs hilflos und überfordert. An guten Tagen sind sie einfach zwei Jungs - lustig, aufgekratzt und freundlich. Immer gibt es Getränke und was zu essen, wenn Michelle zu ihnen kommt. Obwohl die beiden nur wenig Geld als Flüchtlingshilfe erhalten.

Michelle und ihre Kolleg*innen begleiten sie zu Ämtern und Ärzten und helfen bei Formularen, Anträgen und Briefen, denn natürlich gibt es erhebliche Sprachbarrieren bei Formularen und Anträgen. Die Behörden wollen wissen, ob sie ansteckende Krankheiten mitbringen. Bei allen Flüchtlingen wird der Impfstatus überprüft, es geht um Masern, Mumps und Röteln und natürlich auch um Corona.

Markus, Sebastian, Michelle und ihre Kolleg*innen verbringen Stunden im Auto zusammen, weil die beiden erstmal lernen müssen, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln klarzukommen. Alles ist schwierig: Sie können keine SIM-Karte kaufen, weil sie nicht volljährig sind. Also erstmal kein Handy, was bedeutet, es gibt kaum Kontakt zur Familie. Durch Spenden konnten inzwischen zwei Mobiltelefone und ein WLAN-Router zur Verfügung gestellt werden.

Schon nach vier Wochen sind sie in einer Willkommensklasse aufgenommen worden und lernen deutsch. Die beiden wünschen sich vor allem, zur Schule zu gehen. Sie sind in Deutschland angekommen, aber bis zur dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung ist es noch ein weiter Weg.

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